Katzen Tagebücher 2015

Zu Besuch bei Sara

Nach einem kurzen, sonnigen Spätherbstspaziergang kam ich bei Saras Zuhause an. Sie kam mir gleich entgegen, aber nicht etwa, um mich zu begrüssen, sondern weil sie hoffte, durch die offene Haustüre zu entwischen . Sie war nämlich einigermassen sauer, dass sie wegen meinem Besuch Stubenarrest hatte – ist sie sich doch gewöhnt, jederzeit ein- und ausgehen zu können!



Trotz ihrer schlechten Laune beschnupperte sie zuerst mich, dann meine Tasche eingehend . Das beschwichtigte sie schon ein wenig, und als sie dann zuerst mit der Angel und der Tür spielen durfte und nachher noch ein Stinkie geschenkt bekam, war sie vollends abgelenkt und zufrieden  – sie konnte kaum genug bekommen von dem feinen Geruch .

         

         

Ihre Besitzer und ich unterhielten uns in der Zwischenzeit und ich schoss ein paar Fotos. Sara, die bei mir in der Pflegestelle ja ihre Jungen gesäugt hatte und recht mager war, hat etwas Gewicht zugelegt und ein wunderbar dichtes, weiches Fell bekommen . Als sie vom Stinkie dann doch genug hatte, bekam sie etwas zu fressen und durfte mir nachher endlich zeigen, wie gut sie die Katzenklappe beherrscht – sie hatte das damals in einer knappen halben Stunde begriffen und könnte sich wohl ein Leben ohne Klappe nicht mehr vorstellen.

                             

Im Freien nutzten wir das letzte Tageslicht für ein paar weitere Fotos, bis Sara etwas Spannendes sah und sich davon machte. Wir setzten uns in die Stube und plauderten noch den ganzen Abend .

         

                   

So bekam ich noch einige Anekdoten von Sara zu hören: Sie zeigte von Anfang an klar, dass sie ins Freie wollte und vor allem verstand sie es nicht, wenn ihre „Eltern“ im Garten waren und sie drin bleiben musste  – sie kratzte dann jeweils so heftig an der Scheibe, dass ihre Menschen nie lange draussen blieben, sondern auch bei schönstem Wetter ihrer Sara im Haus drin Gesellschaft leisteten. Als sie dann hinaus durfte, genoss sie dies in vollen Zügen, obwohl sie sich natürlich zuerst mit den Nachbarskatzen arrangieren und ein eigenes Revier etablieren musste.

                   

Auch an die Kaninchen musste sie sich zuerst gewöhnen, am Anfang hatte sie Angst vor ihnen, heute legt sie sich oft auf das Gehege . Als ehemaliger Grossstadtkatze war ihr natürlich vieles fremd auf dem Land, und so staunte sie am Anfang die Kühe an, bis diese sich ihr genauso neugierig näherten und sie sich über den Gartenzaun in Sicherheit brachte – eine Foto davon gibt’s in einem früheren Tagebucheintrag. Oft sitzt sie auf der Gartenmauer und hat sich da mit einem 94jährigen Nachbarn angefreundet, der jeden Tag vorbei spaziert und jeweils eine kleine Pause einlegt, um sie zu streicheln .



Auch ist sie eine gute Jägerin, bringt immer mal wieder Spitzmäuse nach Hause – so à la: „Mir schmecken die nicht, wollt ihr sie?“. Einmal allerdings brachte sie eine Seltenheit: eine Haselmaus! Dieser gelang es, in der Stube zu entkommen, sie ging aber am nächsten Tag in die Falle und konnte gleich wieder ausgewildert werden . Sara plaudert noch immer gern, vor allem am Morgen. Sie legt sich nur aufs Sofa, wenn sonst niemand drauf sitzt; dass der Stubentisch tabu ist, akzeptierte sie sofort, schätzt es aber, dass sie auf den Bürotisch darf . Dort macht sie es sich oft in einem Harassli bequem, nimmt aber auch jede Gelegenheit wahr, ihrem „Vater“ den bequemen Bürostuhl streitig zu machen – auch wenn er nur rasch aufsteht, um ein Blatt Papier aus dem Drucker zu holen. Dass er sich dann einen harten Hocker holt, zeigt doch, wie sehr Sara in ihrem neuen Daheim geliebt wird .

         

         

Sie erwidert diese Liebe klar, kommt sie doch immer sofort her, wenn ihre Leute nach Hause kommen, sie lässt sich auch gern streicheln und verteilt dann sanfte Liebesbisse . Sara, die später am Abend wieder ins Haus kam und sich an ihr Plätzchen auf dem Bürotisch verzog, hat wirklich ein tolles Zuhause bekommen, das ihren Ansprüchen voll gerecht wird. Dafür und für das tolle Gespräch und die grosszügige Verköstigung möchte ich mich ganz herzlich bedanken! Ich wünsche euch noch viele glückliche Jahre zusammen.