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Montag, 11. Januar 2016

Satrap der Sauger

Von romina-katzenhaus-freunde, 21:16

Salvete Katzenfreunde!

Bei uns ist alles in bester Ordnung, wir sind gesund und munter! Ich habe heute die 2-kg-Marke geknackt, büsste dafür ein Bisschen Flausch ein.

         

Ferox war gewichtsmässig etwas abgefallen, doch nun hat er wieder einen grossen Sprung vorwärts gemacht. Beim Raufen und Spielen bin ich zwar überlegen, aber ich nehme Rücksicht, sodass er auch immer eine Menge Spass hat. Ferox ist sehr verträumt und nicht unbedingt der Schnellste. Er traut sich auch nicht, so hoch zu springen wie ich. Ferox wird immer ein klein wenig speziell bleiben, aber welche Katze ist schon nicht auf eine ganz individuelle Art speziell?

         

Er kommt auch immer auf seltsame Ideen. Wie hier: Mina und ich waren draussen aufm Balkon, obwohl es regnete. Plötzlich kratzte Ferox wie verrückt innen am Fenster. „Kommt rein und macht s’Loch zu. Es zieht!“ Mina fand das so lustig! Unserer künftigen Halterin wäre es wohl lieber gewesen, sie wäre erzieherisch tätig geworden, anstatt in bester Laune Fotos zu schiessen… aber in La Rocca haben wir halt Narrenfreiheit, solange es nicht gefährlich ist, was wir tun.


         

Ansonsten ist nichts Ungewöhnliches vorgefallen… Moment mal, da war doch was… Ja, unser Abenteuer mit dem gar ungeheuerlichen Ungeheuer! Aber vermutlich haltet Ihr das auch nur für eine Räubergeschichte. – Lassen wir’s drauf ankommen.
Also, hier in La Rocca lebt dieses Ungeheuer. Es trägt den unheilverkündenden Namen „Satrap der Sauger“ und ist ein Rüsselmonster. Es haust in einer kleinen, finsteren Höhle. Wir wissen genau, wo diese Höhle ist, aber Katzen dürfen sie nie betreten, sie ist immer fest verschlossen.
Gehört haben wir das Ungeheuer nun schon oft. Es dröhnt ohrenbetäubend, schlägt wütend gegen Wände und Möbel, und es verschlingt in seiner blinden Gier alles, was ihm in die Quere kommt! Sobald es aus der Höhle gelassen wird, tun wir es den Katzen hier gleich: rennen und verstecken!

         

Mina behauptet zwar immer, Satrap mache nur Lärm, sonst nichts. Es gäbe keinen Grund, sich zu verstecken. Aber warum muss sie dann alles, was uns gehört, zuerst aufräumen und freie Bahn schaffen? Klingt doch nach einem total rücksichtslosen, rüpelhaften Zerstörer!
Wir vertrauten bisher den Katzen hier. Sie spüren es, wenn der schreckliche Satrap bald aus seiner Höhle kommt. Sie erkennen das bevorstehende Unheil vermutlich anhand Minas Körpersprache und sonst eher ungewöhnlichen Tätigkeiten wie… aufräumen! Crixus, Corva und Agrippina suchen sich sichere Plätzchen, bevor Satrap auch nur zu hören oder zu sehen ist.
Am besten, man verstecke sich auf dem Balkon, sagen sie, denn Satrap sei noch nie draussen gesichtet worden. Aber wenn es regnet, brauchen wir andere Verstecke. So am vergangenen Samstag:

„Herrje, gleich geht’s los, herrje“, wimmerte Onkel Crixus. Seine Stimme war durch die Bettdecke samt Überwurf gedämpft. „Hört nur, die Höhle des Unaussprechlichen wird geöffnet.“
„Still“, fauchte Agrippina vom Schrank herab. „Sonst findet es uns!“
„Jungs, versteckt euch endlich“, flüsterte die Bettschublade eindringlich – besser gesagt: Tante Corva in derselben.
Im Korridor rumpelte es, und ein wütendes Dröhnen schwoll an. Mit klopfendem Herzen kam ich Corvas Aufforderung geschwind nach. Ferox folgte nur zögernd. Er flüsterte mir zu, dass er Satrap vor einer Woche zugeschaut hätte. „Zugegeben, er macht einen fürchterlichen Krach, aber mir ist nichts passiert.“
„Unsinn“, maulte Corva. „Das Ding frisst alles, was es vor den Rüssel kriegt! Vor allem kleine Stinker wie euch!“
„Herrje, es findet uns ganz bestimmt“, wimmerte Crixus unter der Bettdecke.
Ich dachte scharf nach. „Mina ist ja dabei. Sie wird schon aufpassen, dass uns nichts passiert.“
„Sie ist auch nur ein Mensch!“ knurrte Agrippina vom Schrank herab. „Menschen erschaffen dauernd Ungeheuer und Maschinen, die sie irgendwann nicht mehr im Griff haben: Autos, Computer, den Kochherd…“
„Mein Bällchen ist noch da draussen“, fiel Ferox ein und eilte aus dem Schlafzimmer.

         

Allgemeine Aufregung herrschte, aber die grossen Katzen wagten es nicht, ihre Verstecke zu verlassen, um Ferox zu retten. Ich schon – nachdem ich eine Weile lauschend abgewartet und versucht hatte, mich an die schrecklichen Geräusche zu gewöhnen.
Ferox sass mitten im Flur, und das Ungeheuer Satrap schoss seinen langen Rüssel links und rechts an ihm vorbei. Sein schwarzer, glänzender Körper war völlig unbehaart und hatte stabile Panzerplatten. Damit  wirkte das Ding irgendwie hässlich-insektoid. Das Ungeheuer schien keine Beine zu haben, konnte sich aber trotzdem fortbewegen. Das Schlimmste war dieser riesige, lange Rüssel.
Ja, es war schon sehr unheimlich anzuschauen. Aber wie nah Ferox dem Ding auch kam, es geschah ihm nichts. Bald packte auch mich die Faszination, und wir schauten Satrap aus nächster Nähe beim Fressen zu. Corva hatte nicht ganz unrecht: das Ungeheuer verschlingt fast alles, was ihm vor den Rüssel kommt: Katzenstreu, was beim Schlucken lustig rasselt, Kartonfetzen, Haare, Fussel, Teile von Spielsachen, auch Krümel von Brot und Trockenfutter... aber keine Kätzchen! Und auch Ferox‘ Lieblingsbällchen schien Satrap nicht zu mögen.

Nachdem Ferox und ich unsere Mutproben bestanden hatten, wurde uns das Zuschauen langweilig, so spielten wir ausgelassen, ohne darauf zu achten, wo Satrap gerade war. Er würde einen Bogen um uns herum machen. Der Lärm war unangenehm, verlor aber schnell seine bedrohliche Wirkung auf uns.

         

Irgendwann, als alle Zimmer von Satrap abgegrast waren, wischte Mina dem Ungeheuer das Maul und fand, das reiche für eine Weile. Satrap hörte auf zu Dröhnen. Er wurde ganz still. Vielleicht hält er Winterruhe, denn normalerweise kommt er nur einmal die Woche aus seiner kleinen, dunklen Höhle, um zu fressen. In dieser verschwand er nun wieder und war völlig ruhig. Er schien also einen vollen Bauch zu haben und ganz zufrieden zu sein.
Aus Furcht, Satrap könnte plötzlich ein Dessert wollen, blieb Crixus noch eine Weile unter der Bettdecke. Corva ging nachsehen, ob Satrap irgendwelche Schäden angerichtet hatte, und Agrippina suchte sich einen bequemeren Schlafplatz.
Wenn sie ehrlich wären, würden sie zugeben, dass sie froh sind, ein Ungeheuer zu haben, das sich vor allem um verlorene Haare und verschleppte Streu kümmert, denn davon liegt immer reichlich herum.

         

         

Wir wollten den grossen Katzen natürlich von unseren erstaunlichen Erkenntnissen berichten und sie ermutigen, sich nächstes Mal nicht zu verstecken. Diese waren ganz erstaunt, dass wir noch lebten, doch schnell wurde uns unterstellt, uns einfach woanders versteckt zu haben.
„Nur Räubergeschichten verzapft ihr uns“, maulte Corva, „nur Räubergeschichten von kleinen Stinkern.“

Da Mina aufpassen musste, dass Satrap brav blieb, gibt es leider keine Fotobeweise von unserer mutigen Begegnung mit dem Ungeheuer, aber – ganz ehrlich! – erfunden haben wir dieses Abenteuer nicht. Wir hoffen, Euch gefallen auch die Fotos aus weniger gefährlichen Situationen, die wir hier eingestreut haben.

Ein herzliches Miau aus La Rocca,
Eure Löwenherzbrüder Imago et Ferox

         

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